27th November 2018
Wir bringen einen Auszug auf dem
umfangreichen Interview, welches das Branchenmagazin Medianet mit der neuen CEO von Mindshare,
Ursula Arnold, geführt hat:
Am 1. November hat Ursula Arnold den Posten der CEO bei MindShare übernommen.
Sie folgt Christine Antlanger-Winter, die das Unternehmen nach 15 Jahren
verlässt, davon neun Monate als CEO. Arnold war die logische Nachfolgerin. Sie
ist seit 2003 im Unternehmen, hat seitdem kontinuierlich das New Business ausgebaut,
zeichnet für namhafte Kundengewinne verantwortlich, ist seit 2009 Mitglied der
Geschäftsführung und seit 2017 COO.
Ihre Zeit als CEO beginnt mit dem Gewinn des Kunden Rewe, laut Focus ein Werbekunde, der 2017 175 Mio. € Brutto in den Markt brachte, womit MindShare nach der GroupM-Schwester MediaCom und der Dentsu Aegis zur neuen Nummer Drei am Markt aufsteigen wird. medianet hat sie zum Gespräch getroffen – Ursula Arnold erklärt, was sich nun für MindShare ändert.
medianet: Frau Arnold, Sie sind
schon sehr lange bei MindShare. Wie verlief der Weg ganz an die Spitze?
Ursula Arnold: Ich habe im Mai 2003 begonnen und war bereits ab
2005 für den Bereich New Business verantwortlich, und mit neuen Kunden wie NÖM,
Unilever, Ferrero oder Red Bull wuchs auch das Team. Und auch zunehmend die
Verantwortung. 2008 wurde ich ins Management geholt, seit 2017 war ich COO und
neben der Client Leadership-Verantwortung kam auch die Verantwortung für den
gesamten Einkauf dazu.
medianet: Sie sind ein halbes Jahr vor Christine Antlanger-
Winter in die Agentur gekommen. Nun folgen Sie ihr ein gutes halbes Jahr als
CEO nach. Wie war die Übergabe?
Arnold: In den letzten neun Monaten haben wir die Agentur als
Doppelspitze geführt. Eine Übergabe war da gar nicht notwendig. Ich war in
allem involviert. Die Kunden- und Medienverträge sind ohnehin zu 99 Prozent
schon immer über meinen Tisch gelaufen.
medianet: Sie haben gerade ein paar sehr namhafte MindShare-Kunden
aufgezählt. Wie überzeugt man diese, gerade ihre Agentur auszuwählen?
Arnold: Wir haben immer einen stark strategischen Ansatz verfolgt
und schon mit NÖM 2005 gab es einen Fokus auf Digital – also eine Kombination
einer starken klassischen Strategie, gepaart mit einer digitalen Komponente.
medianet: Die Skepsis den damals neuen digitalen Kanälen
gegenüber war groß?
Arnold: Die Skepsis konnte man mit Überzeugung zerstreuen. Es gab
wenig Budget bei Pop-ups und Displayformaten. So wie in den letzten Jahren bei
Mobile. Da hat man mit 5. – 10.000 Euro-Budgets angefangen und das hat die
Kunden nicht abgehalten. Der Erfolg hat die Weiterentwicklung dann ermöglicht.
medianet: Nicht nur unser xpert-Ranking belegte das. Sie sind
auch als Digitalagentur sehr erfolgreich. Gleichzeitig gibt es in den
sogenannten alten Mediengattungen Bedenken, welche Rolle sie künftig spielen
werden. Was sagen Sie denen?
Arnold: Vor ein paar Jahren war die Digitalwelle sehr stark zu
spüren. Mittlerweile fließen die Budgets teilweise wieder ins Klassische
zurück.
Es bestehen 80 Prozent unseres Geschäfts aus klassischer Mediaarbeit. Da passiert die Markenbildung und das ist für eine positive Entwicklung im Bereich E-Commerce und Performance enorm wichtig, dass die Marken eine starke Durchdringung haben. Es wird im digitalen Bereich neue Entwicklungen geben und auch wachsende Digitalbudgets. Aber ich sehe nicht, dass die klassischen Budgets in den nächsten drei bis fünf Jahren in einem überproportionalen Ausmaß sinken werden.
medianet: Die MindShare ist
ansich eine Mediaagentur …
Arnold: …wir sind eine Mediaagentur mit starker digitaler
Ausrichtung mit einem hohen Investment in Technologie und Digitalisierung in
den letzten zehn Jahren. MindShare ist eine Marken-Mediaagentur und das ist die
Ausrichtung bereits seit vielen Jahren. Ich selbst würde mich als
Kommunikationsberater oder Media Consultant sowie Markenstratege betrachten.
Diese Prägung möchte ich fortsetzen. Vor allem, wenn man so starke Brands
betreut, ist das extrem wichtig, denn es geht um ein sehr tiefes
Markenverständnis.
medianet: Apropos Brands: Vor wenigen Tagen haben Sie mit dem
Rewe-Etat einen Megadeal an Land gezogen. Ein schöner Einstandserfolg als
neueChefin, oder?
Arnold: Es war ein sechsmonatiger, mehrstufiger Prozess mit einem
starken Fokus auf Strategie und – in einem weiteren Step – einem stark
fokussierten Digitalverständnis. Wichtig war, im Team zu
präsentieren und Kontinuität zu zeigen.
Die Strategiepräsentationen gingen über die einzelnen Brands. Wir haben die
Vielseitigkeit unseres Teams gezeigt und uns auch kritisch mit den Marken
beschäftigt. Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung.
medianet: Das wird auch Umstrukturierungen in der MindShare
benötigen, um so einen Riesenkunden zu bewältigen?
Arnold: Es wird bei uns ein eigenes, zum Teil noch aufzubauendes
Team und einen eigenen Raum für Rewe geben. Das ist auch deshalb wichtig, damit
wir unseren Bestandskunden demonstrieren können, dass es hier erstens zu keinen
Berührungen kommt und zweitens, dass auch alle anderen die beste Betreuung
bekommen. Immerhin macht uns Rewe zur drittgrößten Mediaagentur des Landes. In
Wahrheit ist es aber nicht ‚die Rewe', sondern es sind durch die verschiedenen
Marken zehn neue Kunden.
medianet: Kommen wir zu einem Thema, das durch Entwicklungen wie
Smartspeaker immer virulenter wird, Voice Search.
Arnold: MindShare international hat eine eigene Unit zu diesem
Thema gebildet. Die Beratungsleistung ist da sehr wichtig, um Berührungspunkte
aufzugreifen. Es muss aber das Investment in die Marke geschehen, damit
weiterhin nach dem Produkt gesucht wird. Die Anbieter stellen dann natürlich
ihre eigenen Produkte in den Vordergrund. Aber wir kommen ja aus einer
Generation, wo man etwa nicht nach einem Waschmittel sucht, sondern nach einer
bestimmten Marke. Damit das auch die Jungen machen, muss die Marke
ständig präsent sein. Das passiert durch strategisch ausgerichtete, klassische
Massenkommunikation.
medianet: Von der Branche zum Schluss nochmals zur Agentur. Was
dürfen wir uns erwarten?
Arnold: Wir wollen uns in Richtung Business- und Mediaconsulting
weiterentwickeln. Durch die neue Geschäftsführung und die Neukundengewinne
werden wir auch die Struktur verändern. Neue Managementpositionen sind bereits
geschaffen. Wir haben 75 Mitarbeiter und werden bald über 80 sein. Sabine Auer-Germann
wird ab Jänner COO von MindShare Österreich sein. Wir werden uns jedenfalls
nicht ausruhen. New Business und Wachstum sind ein starker Fokus für die
künftige Ausrichtung.
medianet: Um qualitativ wachsen zu können, braucht es das
entsprechende Personal. Wie geht es der MindShare mit kompetentem Nachwuchs?
Arnold: Ich bin da positiv gestimmt, ich spüre das jedes Mal, wenn
viele FH-Studierende ihre Pflichtpraktika bei uns machen wollen. Da können wir
uns die besten Leute aussuchen. Wir wollen sie dann in ein Dienstverhältnis
integrieren und sie für Toppositionen aufbauen. Bei Digitalspezialisten ist das
etwas schwieriger, aber wir sind bekannt dafür, dass wir unsere Leute in den
Fachabteilungen on the job selbst ausbilden und für stärkere Positionen aufbauen.
medianet: Wenn wir uns in zwölf Monaten wieder hier treffen –
was muss passiert sein, damit Sie aus Ihrer Sicht auf ein erfolgreiches erstes
Jahr zurückblicken können?
Arnold: Das Management soll stabil bleiben, da gab es in den
letzten Jahren keine Wechsel. Und wir wollen Neukunden gewinnen. Wir sind schon
wieder zu einigen Pitches für 2019 eingeladen.
medianet: Auch bei Bestandskunden, die eine neuerliche
Standortbestimmung wollen?
Arnold: Wir haben permanent Audits und sind in den Ergebnissen sehr
erfolgreich. Manche Kunden sind verpflichtet, nach drei Jahren neu
auszuschreiben. Die meisten Beziehungen sind aber sehr stabil. Man muss sich
dennoch immer bemühen und dranbleiben. Unsere Kunden haben einen hohen Anspruch
an sich selbst und der Innovationsgrad ist ebenfalls hoch. Aber neben
KPI-Erfüllungen ist auch die qualitative Beratung, die menschliche und direkte
Kommunikation, enorm wichtig.